72
preuische Prinz Louis Ferdinand in einem Gefechte gefallen. Der preuische Fhrer, Herzog Ferdinand von Braunschweig, erhielt gleich bei Beginn des Kampfes einen Schu durch das rechte Auge und starb bald darauf. Das preuische Heer aber, das sich noch vor 50 Jahren, in dem Siebenjhrigen Kriege, mit Ruhm bedeckt hatte, wurde vollstndig geschlagen und vernichtet.
Preuens Erniedrigung. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstdt zogen sich die Trmmer des preuischen Heeres hinter die
Weichsel 'zurck. Die meisten Festungen er-gaben sich schmhlich ohneschwertstreich.nur einige leisteten tapferen Widerstand. Als der Befehlshaber vongrau-deuz aufgefordert wurde, sich zu ergeben, weil es keinen König von Preu-en mehr gebe, sprach er: Nun wohl, so bin ich König von Grau-denz." Allein der ber-mtige Sieger konnte ungehindert in Berlin einziehen, und der unglckliche König mute mit seiner Familie nach Knigsberg und spter sogar nach Memel flie-hen. Bei Friedland wurden die preuischen Abb. 45. Napoleon i. Truppen noch einmal
geschlagen, und der König ward zu dem schimpflichen Frieden von Tilsit gentigt (1807). Er mute die Hlfte seines Gebietes, nmlich alles Land westlich der Elbe, an Napoleon abtreten. Dieser machte daraus das Knig-reich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem Bruder Jerome oder Hieronymus. Auerdem mute Preußen hundert Millionen Franken Kriegskosten zahlen. Die knigliche Familie wohnte in dieser schweren Zeit zu Knigsberg in einem einfachen Landhause. Der Hofstaat wurde in allem auf das Ntigste beschrnkt, selbst das ererbte goldene
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Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Knigsberg Tilsit Westfalen Kassel
82
Derdeutsch-sterreichische Krieg 1866. Schleswig-Holstein wurde anfangs von Preußen und sterreich gemeinschaftlich regiert. Bald aber entstanden Streitigkeiten zwischen den beiden Staaten der die Ver-waltung des Landes, und es kam zum Kriege. Auf sterreichs Seite kmpften auch die sddeutschen Staaten sowie Hannover, Sachsen, Kur-Hessen und Nassau. Bei Kniggrtz in Bhmen kam es zu einer groen Entscheidungsschlacht. König Wilhelm selbst war vom frhen Morgen an auf dem Schlachtfelde. Er teilte mit einem Soldaten ein Stck trockenes Brot und schlief abends auf einem Sofa, weil kein Bett vorhanden war. Nur auf die dringenden Bitten seines treuen Ministers Bismarck begab er sich aus dem gefhrlichen Kugelregen. Lange schwankte der Sieg hin und her. Erst als um 2 Uhr nachmittags der Kronprinz mit seinem Heere nach einem langen und beschwerlichen Marsche auf dem Schlachtfelde ankam, ergriffen die sterreicher die Flucht. Bald darauf muten sie Frieden schlieen. Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassan kamen an Preußen.
Derdeutsch-srauzsische Krieg 18701871. Den grten Mithin erwarb sich Wilhelm I. im Kriege gegen Frankreich. Hier regierte damals der ehrgeizige Kaiser Napoleon Iii. Dieser sah mit Neid auf die Macht und Gre Preuens und suchte nach einem Vorwand zum Kriege. Im Jahre 1870 whlten die Spanier den Prinzen Leopold von Hohen-zollern, einen Verwandten Wilhelms I., auf ihren verwaisten Knigsthron Das wollten die Franzosen nicht zugeben. Als Prinz Leopold freiwillig verzichtete, verlangte Napoleon von König Wilhelm das Versprechen, nie-mals zu dulden, da ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Weil der König dieses Ansinnen mit Entrstung zurckwies, erklrte Napoleon Iii. an Preußen den Krieg. Bei Weienburg und Wrth, bei Vionville und Mars la Tour, bei Gravelotte und St. Privat wurden die Franzosen nach tapferer Gegenwehr geschlagen. Bei Sedan wurde das franzsische Heer mit Napoleon an der Spitze eingeschlossen und gefangen genommen. Der franzsische Kaiser schrieb an König Wilhelm: Da ich den Tod an der Spitze meiner Armee nicht finden konnte, so bergebe ich meinen Degen in die Hnde Eurer Majestt." Er kam als Gefangener auf das prchtige Schlo Wilhelmshhe bei Kassel. der 400 000 Franzosen wurden während des ganzen Krieges von den Deutschen gefangen genommen, der 100 Fahnen und mehr als 6000 Kanonen wurden erobert. Die franzsische Hauptstadt Paris mute sich nach langer Belagerung und tapferer Ver-teidigung ergeben. Endlich wurde zu Frankfurt der Friede geschlossen. Frankreich mute Elsa und Lothringen an Deutschland zurckgeben und 5 Milliarden Franken Kriegskosten zahlen. Die Deutschen waren mit
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96
preuische Prinz Louis Ferdinand in einem Gefechte gefallen. Der preuische Fhrer, Herzog Ferdinand von Braunschweig, erhielt gleich bei Beginn des Kampfes einen Schu durch das rechte Auge und starb bald darauf. Das preuische Heer aber, das sich noch vor 50 Jahren, in dem Siebenjhrigen Kriege, mit Ruhm bedeckt hatte, wurde vollstndig geschlagen und vernichtet.
Preueus Erniedrigung. Nach der Schlacht bei Jena und Anerstdt zogen sich die Trmmer des preuischen Heeres hinter die
Weichsel zurck. Die meisten Festungen er-gaben sich schmhlich ohneschwertstreich.nur einige leisteten tapferen Widerstand. Als der Befehlshaber von Grau-deuz aufgefordert wurde, sich zu ergeben, weil es keinen König von Pren-en mehr gebe, sprach er: Nun wohl, so bin ich König von Gran-denz." Allein der bermtige Sieger konnte ungehindert in Berlin einziehen, und der un-glckliche König mute mit seiner Familie nach Knigsberg und spter sogar nach Memel flie-hen. Bei Friedland wurden die preuischen Abb. 53. Napoleon I. Truppen noch einmal
geschlagen, und der König ward zu dem schimpflichen Frieden von Tilsit gentigt (1807). Er mute die Hlfte feines Gebietes, nmlich alles Land westlich der Elbe, an Napoleon abtreten. Dieser machte daraus das Knig-reich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem Bruder Jerome oder Hieronymus. Auerdem mute Preußen hundert Millionen Franken Kriegskosten zahlen. Die knigliche Familie wohnte in dieser schweren Zeit zu Knigsberg in entern einfachen Landhause. Der Hofstaat wurde in allem auf das Ntigste beschrnkt, selbst das ererbte goldene
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106
Der deutsch-sterreichische Krieg 1 866. Schleswig-Holstein wurde anfangs von Preußen und sterreich gemeinschaftlich regiert. Bald aber entstanden Streitigkeiten zwischen dm beiden Staaten der die Ver-waltung des Landes, und es kam zum Kriege. Auf sterreichs Seite. kmpften auch die sddeutschen Staaten sowie Hannover, Sachsen, Kur-Hessen und Nassau. Bei Kuiggrtz in Bhmen kam es zu einer groen Entscheidungsschlacht. König Wilhelm selbst war vom frhen Morgen an auf dem Schlachtfelde. Er teilte mit einem Soldaten ein Stck trockenes 93rot und schlief abends auf einem Sofa, weil kein Bett vorhanden war. Nur auf die dringenden Bitten seines treuen Ministers Bismarck begab er sich aus dem gefhrlichen Kugelregen. Lange schwankte der Sieg hin und her. Erst als um 2 Uhr nachmittags der Kronprinz mit seinem Heere nach einem langen und beschwerlichen Marsche auf dem Schlachtfelde ankam, ergriffen die sterreicher die Flucht. Bald darauf muten sie Frieden schlieen. Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassan kamen an Preußen.
Der deutsch-franzsische Krieg 18701871. Den grten Ruhm erwarb sich Wilhelm T. im Kriege gegen Frankreich. Hier regierte damals der ehrgeizige Kaiser Napoleon Iii. Dieser sah mit Neid ans die Macht und Gre Preuens und suchte nach einem Vorwand zum Kriege. Im Jahre 1870 whlten die Spanier den Prinzen Leopold von Hohen-zollern, einen Verwandten Wilhelms I., auf ihren verwaisten Knigsthron Das wollten die Franzosen nicht zugeben. Als Prinz Leopold freiwillig verzichtete, verlangte Napoleon von König Wilhelm das Versprechen, nie-mals zu dulden, da ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Weil der König dieses Ansinnen mit Entrstung zurckwies, erklrte Napoleon Iii. an Preußen den Krieg. Bei Weienburg und Wrth, bei Vionville und Mars la Tour, bei Gravelotte und St. Privat wurden die Franzosen nach tapferer Gegenwehr geschlagen. Bei Sedan wurde das franzsische Heer mit Napoleon an der Spitze eingeschlossen und gefangen genommen. Der franzsische Kaiser schrieb an König Wilhelm: Da ich den Tod an der Spitze meiner Armee nicht finden konnte, so bergebe ich meinen Degen in die Hnde Eurer Majestt." Er kam als Gefangener auf das prchtige Schlo Wilhelmshhe bei Kassel. der 400 000 Franzosen wurden während des ganzen Krieges von den Deutschen gefangen genommen, der 100 Fahnen und mehr als 6000 Kanonen wurden erobert. Die franzsische Hauptstadt Paris mute sich nach langer Belagerung und tapferer Ver-teidigung ergeben. Endlich wurde zu Frankfurt der Friede geschlossen. Frankreich mute Elsa und Lothringen ein Deutschland zurckgeben und 5 Milliarden Franken Kriegskosten zahlen. Die Deutschen waren mit
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Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Sachsen Nassau Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Nassan Frankreich Sedan Kassel Paris Frankfurt Frankreich Lothringen Deutschland
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Handel, sondern betreibt mehr Landwirtschaft und Viehzucht. Die Hauptstadt
Oldenburg liegt an einem Nebenflusse der Weser. Der zum Regierungsbezirke
Aurich gehörige Kriegshafen Wilhelmshaven wird von Oldenburgischem Gebiete
umschlossen.
4. Zwischen Hannover und der Provinz Sachsen ist das Herzogtum Braun-
schweig eingeschoben. Seine Hauptstadt Braunschweig hat schöne alte Straßen
und neuerdings erblühen hier Handel und Gewerbe. Sie liegt in dem größten
Hauptteile des Staates, an der vom Harze herabkommenden Oker.
Fig. 19. Hamburger Hafen.
vnach einer Photographie.)
5. Zwischen den Regierungsbezirken Magdeburg und Merseburg sind die Teile
des Herzogtums Anhalt eingeschlossen. Die Hauptstadt ist Dessau. Die größeren
Städte des Landes haben Industrie und aus der hoch entwickelten Landwirt-
schaft hervorgehenden Handel. ^ ^
Iii. Im Zusammenhange mit der Norddeutschen Tiefebene
stehen die beiden nachfolgenden Länder:
1. Das Königreich der Vereinigten Niederlande, das vorgeschobene Delta
von Rhein, Maas und Scheide, liegt teilweise unter dem Meeresspiegel, da große
Wasserflächen durch Kanäle, die zugleich dem Schiffahrtsverkehre dienen, künst-
lich trocken gelegt und anderseits Teile des Deltabodens eingetrocknet sind. Es
trägt auch den Namen Holland (d. i. Holzland) nach dem Buschwalde, der einen
Teil der Deltalandschaft bedeckt. Nur durch große Deichbauten konnte man das
Land vor den Fluten schützen.
Der Niederländer ist Germane, bedächtig und arbeitsam, dabei peinlich
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22
große Stadt des Gebietes ist Kassel, früher Hauptstadt eines selbständigen Staates,
geschmückt mit großen Plätzen und Schlössern. In der Nähe liegt das Lustschloß
Wilhelmshöhe, das wegen seiner prächtigen Parkanlagen viel besichtigt wird.
(Wer saß einst hier gefangen?)
c) Das Weserbergland.
1. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Fulda mündet in die vom
Thüringer Walde kommende Werra, die dann den Namen Weser führt. Zu beiden
Seiten des Stromes erstreckt sich in gleichmäßiger Gliederung eine ganze Zahl
von Gebirgsketten: auf der linken Seite das Eggegebirge und der weit in das
Tiefland hineinreichende Teutoburger Wald, auf der rechten eine Reihe von
kleineren Gebirgen, die man mit den vorhergehenden als Weserbergland zu-
sammenfaßt.
Es ist nicht durch seine Höhe, sondern durch den reichen Wechsel von Berg
und Tal ausgezeichnet.
Bodenschätze sind, mit Ausnahme von Salz und in einigen Gebieten auch
von Kohlen, wenig vorhanden. Darum ist das Land auf den Ackerbau angewiesen,
der vornehmlich auf der Paderborner Hochfläche sehr lohnend ist, während andere
Gebiete, besonders das Eichsfeld, unwirtlich und wenig fruchtbar sind.
Die Weser durchströmt" das Gebiet in einem von waldigen Höhen umkränzten
und mit schönen alten Städtchen geschmückten Tal. Von W. empfängt sie die
Diemel aus dem Rothaargebirge, im 0. läuft neben ihr zur Aller die Leine, die für
den Verkehr wichtiger ist als die Weser, da sie die Verbindung zwischen der Nordsee
und der Oberrheinischen Tiefebene darstellt. Erst beim Austritte in die Nord-
deutsche Ebene wird die Weser für denverkehr wichtig ; ihr Durchbruch durch das Ge-
birge, die Westfälische Pforte (Porta Westfalica), wird von vielen Straßen durchfahren.
Auf dem westlichen Bergpfeiler der Westfälischen Pforte, dem Wittekinds-
berge, erhebt sich ein Denkmal Kaiser Wilhelms.
Die Bewohner sind im S. Hessen, im N. Niedersachsen.
2. Staatliche Einteilung. Staatlich gehört der größere Teil zu Preußen, und
zwar zu den Provinzen Hessen-Nassau, Westfalen und Hannover. Kleinere Teile
gehören zu dem Fürstentume Waldeck, einem prachtvollen, waldbedeckten Lande.
Dem Fürstentume Lippe, bei dessen Hauptstadt Detmold sich im Teutoburger
Walde das weit in die Lande schauende Denkmal Hermanns des Cheruskers
erhebt, gehören kleinere Gebiete an, andere zählen zum Fürstentume Schaumburg-
Lippe und zum Herzogtume Braunschweig. Die staatliche Zersplitterung ist die
Folge der nicht von großen Linien beherrschten, sondern in kleinere Tälchen zer-
teilten Landschaft.
Zu Westfalen gehört der Hauptsitz der Leinenindustrie, Bielefeld, an einem
Quertale des Teutoburger Waldes, und der Regierungsitz Minden an der West-
fälischen Pforte.
In Hannover liegt Osnabrück, der Mittelpunkt des Eisengewerbes der ganzen
Gegend, da in seiner Nähe Kohlen gefunden worden sind. Zu Hannover gehört
auch die einst von Bismarck besuchte Universitätstadt Göttingen und der
durch viele altertümliche Bauten geschmückte Bischofssitz Hildesheim.
Erst seit dem Jahre 1866 ist der größte Teil des Hessischen und Weserberg-
landes mit Preußen vereinigt; dieses hat dadurch nicht nur ein durch land-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Bismarck
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der Holzreichtum der Gebirge Gelegenheit bot. In Thüringen wird das Holz vielfach
zu Spielwaren geschnitzt, während im Harz noch viel Köhlerei betrieben wird.
Im Frankenwalde wird der Schiefer zur Herstellung von Schiefertafeln und Griffeln
gebrochen. Der Thüringer Wald hat Glasbläserei. An der Saale finden wir Porzellan-
fabrikation. Die hoch entwickelte Landwirtschaft bringt es mit sich, daß die Her-
stellung landwirtschaftlicher Maschinen in hoher Blüte steht.
4. Politisches. Politisch ist das Gebiet das Land der kleinen Staaten. In
jedem kleinen Talstücke ist ein selbständiges Fürstentum ausgebildet. Die meisten
von ihnen gehören zu den sächsischen Fürstentümern.
a) In den Frankenwald ragt ein Stück von Bayern hinein. Dort liegt nördlich
vom Fichtelgebirge der wichtige Eisenbahnknotenpunkt Hof.
Fig. 13. Tal der Bode.
(Nach einer Photographie.)
b) Das Tal der oberen Werra gehört zum Herzogtume Sachsen-Meiningen;
es wird teilweise von Franken bewohnt, reicht aber über den Thüringer "Wald
hinüber.
c) Zu beiden Seiten des Gebirges liegt das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha
mit der südlichen Hauptstadt Koburg und der nördlichen Gotha; letzteres ist em
Hauptplatz der geographischen wissenschaftlichen Forschung.
d) Im Großherzogtume Sachsen-Weimar liegt am Westrande des Thüringer
Waldes Eisenach mit der Wartburg, dem in der Geschichte oft hervortretenden
Sitze der alten Landgrafen. Das hübsch gelegene Weimar ist besonders als einst-
maliger Wohnsitz Schillers und Goethes bekannt. An der Saale liegt die liebliche
Universitätstadt Jena.
e) Zwei Fürstentümer Schwarzburg mit den Hauptstädten Rudolstadt und
Sondershausen haben am Thüringer Walde und an dem mit einer alten Burg und
dem Kaiserdenkmal gekrönten Kyffhäuser ihre Besitzungen.
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33
Man bezeichnet dieses Gebiet als Hinterpommern: es bildet den Regierangsbezirk
Köslin. In ihm liegt das durch seine tapferen Verteidigungen bekannte Kolberg,
jetzt ein Seebad. Die Hauptstadt der Provinz, Stettin, ist eine bedeutende Handels-
stadt an der unteren Oder, hat auch viel Schiffbau und ist deshalb wichtig, weil
es der der preußischen Hauptstadt Berlin zunächst gelegene Seehafen ist. Schon
jetzt ist Stettin mit Berlin durch ,
einen Wasserweg verbunden und
ein Seekanal soll gebaut werden.
Der Vorhafen von Stettin an der
Ostsee ist Swinemünde. Der west-
liche Teil der Provinz ist der
Regierungsbezirk Stralsund (â).
Stralsund liegt, ebenso wie die Uni-
versitätstadt Greifswald, gegen-
über der schönsten unserer
deutschen Inseln, dem viel-
gezackten, wegen seiner schönen
Buchenwälder und seiner in das
Meer vorgeschobenen Kreidefelsen
viel besuchten Rügen. (Fig. 15.)
6. Ungefähr die Mitte des
Königreiches Preußen nimmt die
Provinz Brandenburg ein. Sie ist
zugleich der älteste Teil des
Staates. An Posen, Pommern und
Schlesien grenzt der Regierungs-
bezirk Frankfurt. Die Stadt
Frankfurt an der Oder ist als
Brückenplatz ein bedeutender
Markt. Die nördlich davon ge-
legene Festung Küstrin dient der
Hauptstadt gleichfalls zum Schutze
gegen östliche Angriffe. Im S. des
Regierungsbezirkes, in der Niederlausitz, liegen mehrere durch ihre Tuchweberei
bedeutend gewordene Städte, darunter Kottbus. Den Kern der Provinz bildet
der Regierungsbezirk Potsdam. Potsdam, an reizenden Havelseen gelegen, birgt
viele Erinnerungen an die preußischen Könige, besonders an Friedrich Ii., dessen
Lustschloß Sanssouci (das heißt?) in der Nähe liegt. An der Havel liegt auch die
Stadt Brandenburg, nach welcher die erste, den Kern des Staates bildende Mark
(Grenzprovinz) den Namen bekommen hat. Die Festung Spandau schützt die
Reichshauptstadt gegen W. Von hier bis nach Berlin sind die einzelnen Ortschaften
fast vollständig miteinander verwachsen. Spandau zunächst liegt Charlottenburg,
durch seine technische Hochschule ebenso berühmt wie durch das Mausoleum (ê),
in dessen Grabkapelle Kaiser Wilhelm I. und die Königin Luise ruhen. Berlin
bildet mit seinen Vororten einen selbständigen Verwaltungsbezirk. Es ist in
ungünstiger Gegend groß geworden, besonders durch die Fürsorge der Hohen-
zollern. Mit Denkmälern, Anlagen (darunter der Tiergarten) und Prunkstraßen
Steinecke-Kretschmer, Deutsche Erdkunde für Mittelsch. I. Teil. 3
Fig. 15. Kreideklippe auf Rügen.
(Na<sh einer Photographie des geogr. Instituts der k. k. Uni-
versität in Wien.)
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Hinterpommern Kolberg Stettin Berlin Stettin Berlin Stettin Ostsee Greifswald Posen Pommern Frankfurt Frankfurt Niederlausitz Potsdam Sanssouci Brandenburg Berlin Spandau Charlottenburg Berlin Steinecke-Kretschmer Wien
37
11. Die Rheinprovinz hat an dem Tieflande Anteil durch die große, am Rhein
weit aufwärts ziehende Cölner Bucht. Sie erstreckt sich bis nach Bonn in die
Gegend des durch mildes Klima ausgezeichneten Siebengebirges. Der Hauptort
ist Cöln, seit alter Zeit wichtig als Brückenort für die große, am Gebirgsrand
entlang führende ostwestliche Straße. Deshalb ist Cöln auch eine starke Festung.
Es ist ferner Sitz eines Erzbischofs und durch seinen schönen gotischen Dom be-
kannt. (Fig. 18.) Für den Rheinhandel ist es jetzt wie in alten Zeiten der Mittelpunkt.
Rheinabwärts liegt die freundliche Kunststadt Düsseldorf, als Handelsstadt
bedeutend, weil es der Ausfuhrhafen des niederrheinischen Industriegebietes ist, und
Hauptstadt eines Regierungsbezirkes. Auf der linken Rheinseite haben sich manche
Städte, z. B. München-Gladbach und Crefeld, zu hervorragenden Industrieplätzen
entwickelt, letzteres namentlich für die deutsche Samt- und Seidenindustrie.
Rechtsrheinisch drängen sich an der Ruhrmündung Industriestädte zusammen,
die mit großer Geschwindigkeit emporgewachsen sind und sich zu Riesenstädten
miteinander in Gegenden vereinigen, wo vor wenigen Jahrzehnten noch gar keine
Häuser standen. Am bedeutendsten ist Duis(düs)burg-Ruhrort, der Hafen des
Kohlengebietes, dessen Gesamtverkehr so groß ist wie der unserer größeren See-
häfen. Der Hauptplatz der Maschinenfabrikation ist Oberhausen. Die Gegend
rheinabwärts ist noch wenig von dem Treiben der Industrie berührt ; dort liegt an
der Lippemündung die kleine Festung Wesel.
12. Politisch gehört zur Rheinprovinz noch das von der Rauhen Alb und der
oberen Donau durchquerte, von Württemberg und Baden eingeschlossene Fürsten-
tum Hohenzollern mit dem Hauptorte Sigmaringen. Dieses Stammland des preußi-
schen Königshauses wurde 1850 von seinen dem Hohenzollerngeschlechte ange-
hörigen Fürsten an Preußen abgetreten.
Ii. 1. Unter den nichtpreußischen Gebieten des Norddeutschen Tieflandes sind
die beiden Großherzogtümer Mecklenburg an der Ostsee durch fruchtbare Landschaft
und schöne Seen ausgezeichnet. Die Hauptstadt des kleineren Staates ist Neu-
Strelitz, die Hauptstadt des größeren Schwerin. Die größte Stadt ist die Universitäts-
und Handelsstadt Rostock, von dessen Hafen der Verkehr nach Dänemark geht.
2. An Mecklenburg grenzt das Gebiet der freien Stadt Lübeck. Lübeck war
früher der Vorort der Hansa und ist jetzt als Handelsplatz wieder emporgekommen,
besonders wegen seines Holzhandels. Doch kann es sich neben Hamburg nicht
wieder zur früheren Höhe emporschwingen; denn Hamburg liegt an der Stelle,
wo die Nordsee am weitesten in Deutschland eingreift, an dem größten Flusse,
der zudem ein fruchtbares und industriereiches Hinterland erschließt, und an einer
Stelle, bis wohin die Flut selbst die größten Seeschiffe trägt und wo eine alte
Straße von S. her auf die Elbe stößt. Dies alles hat Hamburg zur zweitgrößten Stadt
Deutschlands und zum ersten Hafen des europäischen Festlandes gemacht. (Fig. 19.)
Die dritte der drei freien Städte, Bremen, liegt nicht ganz so günstig wie Hamburg,
besonders weil die Weser nicht weit aufwärts schiffbar ist, doch ist es
für Kolonialwaren ein Haupthandelshafen und ferner unser wichtigster Aus-
wandererhafen; seine größte Schiffahrtsgesellschaft, der Norddeutsche Lloyd
(spr. Leud), nimmt mit der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesellschaft
(Hapag) unter den Schiffahrtsgesellschaften der ganzen Erde die erste Stelle ein.
3. Das Großherzogtum Oldenburg, im S. mit prächtigen Wäldern geschmückt,
im N. Marsch- und Moorgebiet, grenzt zwar an die Weser, hat aber nicht viel
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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70
Europa.
§102. Das Land wird im Süden von Hessen, im Norden von Nieder
sachsen bewohnt.
wohner.
Ttaaten. Politisch gehört es fast ganz Preußen an. Im Süden liegt die
Provinz Hessen-Nassau, im Norden die Provinzen Westfalen und Han-
nover. Außerdem fallen noch die beiden lippeschen Fürstentümer
und das Fürstentum Waldeck in unser Gebiet. Auch die Großherzog-
tümer Hessen im Südwesten und Braunschweig im Nordosten haben
Anteil daran.
Thüringen und der Harz.
§103. Im Osten des hessischen Berg- und Hügellandes liegt das thürin
Loden- gische Hügelland, das sich wie ein weites Becken zwischen zwei hohen
Gebirgszügen, dem Thüringer- und Frankenwald im Süden und
dem Harz im Norden einsenkt. Die Randgebirge steigen zu ziemlich be-
deutenden Hohen auf. Der Harz, eine breite, massige Erhebung, erreicht
im Brocken über 1100 m, das Kammgebirge des Thüringer Waldes im
Beerberg fast 1000 m. Über den breiten Rücken des Frankenwaldes
gelangen wir zu dem massigen Fichtelgebirge, das im Schneeberg noch
1000 m überragt.
c-k= Das Thüringer Hügelland bildet eine niedrige Hochfläche, die von
' zahlreichen Bergrücken und Hügelketten durchzogen wird, im allgemeinen
aber nach Osten sich abdacht. Dorthin sind anch die meisten Flüsse ge-
richtet, so die Unstrnt, welche auf der größten Erhebung, dem Eichsfeld,
entspringt und auf ihrem Wege die Gera und Helme aufnimmt. Letztere
sammelt die Gewässer des Südharzes und durchfließt eine weite Thalmulde,
die goldene Alte, ans deren Südseite sich der Kiffhänser erhebt. Die
Unstrnt trägt ihr Wasser der thüringischen Saale zu, die auf dem
Fichtelgebirge entspringt, dann am Rande Thüringens entlang znr Elbe
fließt. Außer der Unstrnt nimmt sie noch von rechts die weiße Elster
und nahe ihrer Mündung von links die vom Harz kommende Bode ans.
§104. Thüringen ist vorwiegend Ackerbauland. Der Boden ist zum Teil
Acker- fruchtbar und das Klima wie in Mitteldeutschland überhaupt mild.
Klima Doch tritt im inneren Becken während des Sommers oft große Hitze,
während des Winters starke Külte auf. Auf den hohen Randgebirgen ver-
schwindet natürlich der Ackerbau des rauheren Klimas wegen; sie sind
meist von dichten Laub- und Fichtenwaldungen bedeckt.
Mine- Das Land ist auch vielfach reich an Miueralschätzeu, besonders der
schätze. Harz, an dessen Ostrand in der Grafschaft Mansfel'd schon seit dem
12. Jahrhundert Bergbau auf Kupfer und Silber betrieben wird. Im oft-
lichen Gebiet des Thüringer Beckens sind außerdem große Braunkohlen-
lager erschlossen, die eiue lebhafte Gewerbthätigkeit hervorgerufen haben.
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
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